Wrzl-Blog

Trains, Toons & Rock'n'Roll. And more. And in deutsch. Now. Und jetzt.

30.6.11

DAB+ Deutschschweiz ab morgen alternativlos

Im Herbst 2009 starteten in der Schweiz zwei ambitionierte Radioprojekte auf DAB+. Zum einen war dies die nach Open-Source-Grundsätzen betriebene Plattform "Open Broadcast", in welcher die Hörer ihre eigenen Playlisten und später auch Sendungen beisteuern sollten. Dann war da auch noch "Backstageradio", welches bis dato von der Plattform für Schweizer Nachwuchsmusiker mx3 (seinerseits wiederum ein SRG-Produkt) als reines Internetradio betrieben wurde. Hier kann man als Radio-DJ zwar "nur" bestimmte Songs aus dem mx3-Pool on air schicken. Aber auch dessen Auswahl ist sehr reichhaltig und mit - meiner Meinung nach - qualitativ hochwertiger Musikware bestückt.

Nun hat Open Broadcast vor wenigen Wochen seine DAB+-Verbreitung eingestellt und ist nurmehr über Internet zu empfangen. Bei Backstageradio tätigt man diesen Schritt heute Nacht (30.6. auf 1.7.2011) ebenfalls. Bei Open Broadcast waren es finanzielle Differenzen zwischen Veranstalter und dem Senderbetreiber Swiss Mediacast. Warum nun auch Backstageradio nachzieht, ist unklar. Gemunkelt wird über einen Ausstieg des Hauptsponsors PostFinance, womit der Sendebetrieb über DAB+ nicht mehr finanzierbar sein dürfte. Auch hier wird explizit an den Internetstream des Programms verwiesen. An die Stelle von Backstageradio tritt ab morgen früh das RSR-Programm Espace 2.

Beiden Programmen war die Interaktivität seitens der Hörer gemeinsam. Man hatte theoretisch die Möglichkeit, "seine" Musik einem terrestrischen Radiopublikum vom Jurasüdfuss bis in die Surselva in Graubünden näherzubringen. Abseits von Radio- und Musikfreaks dürften beide Programme bislang aber nur geringen Bekanntheitsgrad erlangt haben.

Zugegeben, für die breite Masse sind beide Programme zu anspruchsvoll und zu breit gefächert. Auf Open Broadcast und Backstageradio gibt es keine Shakiras, Enrique Iglesiase, Pitbulls oder David Guettas. Gerade deshalb ist es aber schade, dass diese Programme nicht mehr terrestrisch verbreitet werden. Als letzte Bastion für alternative Musik verbleibt DRS Virus (von bestimmten nichtkommerziellen Lokalradios, Couleur 3 und FM4, die aber allesamt nur in bestimmten Schweizer Gegenden empfangbar sind, mal abgesehen).

Im Internet werden diese beiden Stationen zwar wohl auch in Zukunft weiterbestehen. In der riesigen Masse abertausender Programme werden sie aber vermutlich ein totales Schattendasein führen. Interaktives Radio kann man sich auch mit last.fm, Soundshack und Konsorten zusammenzimmern. Diese haben noch dazu einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad und werden von der netzaffinen Zielgruppe auch als "cooler" wahrgenommen. Gleichzeitig lebt interaktives Radio vom Reiz, sich und seinen Musikgeschmack präsentieren zu können. Wenn ich aber weiß, dass sonst keiner meine Zusammenstellungen anhört, weil er sie im Wust an Angeboten schlicht und einfach nicht findet, lasse ich es eben gleich ganz bleiben. So gesehen haben Open Broadcast und Backstageradio zwar sicher nicht die großen Massen erreicht. Man konnte aber immer noch sicher sein, dass einem irgendwo zwischen Biel und Ilanz ein paar Leute im drei oder vierstelligen Bereich zugehört haben dürften, weil sie eines dieser Programme unter "lediglich" 30 anderen in ihrem Digitalradio gefunden hatten.

Nun denn. Es bleibt mir nur, beiden Betreibern für ihre ambitionierten Radioprojekte weiterhin viel Erfolg zu wünschen. Vielleicht hört man sich ja eines Tages zumindest in einem der geplanten regionalen DAB+-Muxe wieder. Und bis dahin eben doch per Web. Für mich bleibt "Web" aber mangels Smartphone auch weiterhin nur sehr schwer empfangbar, wenn ich unterwegs bin. Und das bin ich bekanntermaßen sehr oft...

P.S.: Und ich weiß bereits, bei Backstageradio werde ich die schöne DAB+-Titelanzeige vermissen. Die wird dem Webstream nämlich nicht mitgegeben. Bei einem Programm mit derart viel "unbekannter" Musik tödlich.

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16.6.11

Wrzl-Welle RO-Dance Cinşpe 2011/24

Und wieder ist es Zeit für frische Klänge aus frumoasa România. Und einem kleinen Link-Tip:

Kiss FM bietet seit kurzem endlich auch seine Fresh Top 40 sowie die freitägliche Neuheiten-Show "The Hit Maker" als Podcast zum Download in exzellenter Qualität an. Wärmstens von mir empfohlen! :-)

1. (2) Play & Win - Ya BB
2. (11) Andreea Bănică - Sexy
3. (3) DJ Project feat. Giulia - Mi-e dor de noi (NEU mit Video)
4. (13) Alessia - Find Me
5. (10) Alexandra Stan - Get Back (NEU mit Video)
6. (1) Fly Project - Goodbye
7. (6) Lora - No More Tears
8. (NEU) Simplu feat. Alex - Convict
9. (NEU) Connect-R - Ring The Alarm
10. (4) Elena Gheorghe - Midnight Sun
11. (5) Sasha Lopez & Broono - All My People
12. (14) Amna - Tell Me Why (NEU mit Video)
13. (NEU) Deepside Deejays - Never Be Alone
14. (NEU) DJ Sava feat. Andreea D & J. Yolo - Money Maker
15. (12) Corina feat. JJ - No Sleepin’

Ştiri-Tipps:
Akcent - Feelings On Fire
Inna - Club Rocker
Dony feat. Elena Gheorghe - Hot Girls

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13.6.11

Muzică cea mai bună se ascultă la... FM4?

Zur Abwechslung an dieser Stelle auch mal wieder ein "richtiges" Kommentarposting.^^

In schöner Regelmäßigkeit sende ich unregelmäßig meine aufgenommene Salon-Helga-Sendungen mit Stermann & Grissemann an das sehr supere FM4 Archiv. Weil ich in aller Regel zum Ausstrahlungstermin nicht daheim bin, ist mein DVB-C-Empfänger fein säuberlich mit dem Timerauftrag "FM4, jeden Freitag, 20:10 bis 21:40 Uhr" penetriert. Deswegen darf jede Sendung auch fleißig um die +/-10 Minuten Vor- und Nachlauf beschnitten werden, die um sie herum mitaufgenommen werden.

So schneide ich an der diesjährigen Karfreitagssendung herum und reibe mir erst mal die Ohren beim zuvor gelaufenen FM4 Jugendzimmer (FM4-Moderatorin besucht FM4-Hörerchens daheim und diskutiert mit Besuchten und Anrufenden über Jugendthemen). Da knallt mir doch tatsächlich "One" von der Swedish House Mafia um die Ohren. Extrem unFM4ige Musik! Gut, denke ich mir. Pharrell mischt bei dem Track da ja auch mit und den hört man doch immer wieder auch bei FM4. Danach ein wenig Gelaber und Verabschiedung gefolgt von...: Edward Maya & Vika Jigulina - Stereo Love!

Ich fühle einen seltenen Gefühls-Mash-Up zwischen Entgeisterung, innerer Verzückung und konzentrierter Totalverwirrung.

Nun, ich vergöttere sowohl die Schwedische Hausmafia als auch - noch mehr - den Rumänen-Dance-Gott Edward Maya. Daneben ist mein Lieblingssender auch nach 13 Jahren immer noch FM4. Eigentlich sollte es die Enderfüllung für mich sein: Lieblingssender spielt Lieblingsmusik. Aber tief in mir spüre und weiß ich: "Das ist verkehrt!™" Das ist Anti-FM4-Musik. Den Lieblingssender-Status hat FM4 bei mir aber wegen der breiten Auswahl an alternativer Musik, dem ansprechend-entspannenden Moderationsstil, der behandelten Sendungsthemen und vor allem wegen der immer noch großartig-grotesken Comedyformate wie den Mitternachtseinlagen, FM3000 oder dem eingangs genannten Salon Helga. Wenn ich anspruchsfreien, aber extremst abgehenden Dance-Beat hören will (was ich ehrlicherweise sogar häufiger mache, als Lust auf intelligente FM4-Musik zu haben), schalte ich andere Lieblingssender ein, wie Radio ZU oder Fresh FM. Läuft sowas aber auf dem Jugendkultursender des ORF, blutet mein Herz.

Um aber alles... okay, einiges geradezurücken: Es kommt immer mal wieder vor, dass die besuchten jungen Leute sich im Jugendzimmer auch mal FM4-entferntere Musik wünschen. Denen kommt man trotz allem nach. Man will der Jugend ja ihre unzensierte Plattform bieten. Das ist gut und entspricht auch dem Selbstanspruch von FM4. Zu dieser Art der Reflektion gehört eben auch sowas wie Musikgeschmack, selbst wenn dieser nicht zum übrigen FM4-Programm passt. Somit braucht also niemand "Angst" zu haben, dass demnächst Interpreten wie Inna, Alexandra Stan oder Tiësto in den FM4-Charts landen. Und das ist auch gut so. So sehr ich sonst auch diese drei Acts mag, wie auch FM4. Beides zusammen erzeugt in mir aber unverdaulichen Mentalbrechreiz. Und das ist untoll.


P.S.: Ah... der Karfreitagssalon wird überdies nicht im FM4-Archiv auftauchen, sondern nur lokal abgelegt, weil er - wie jedes Jahr - eine reine Musiksendung ist. Und die AKM (= österreichische GEMA-Mafia) hält ihrerseits Musik in runterladbaren Radiosendungen für unverdaulichen Mentalbrechreiz. Auch untoll. Aber so schnell nicht zu ändern. Mist.

P.P.S.: Die nächste anspruchsfreie, aber extremst abgehende Rumänien-Tanz-Platzierungsliste folgt in wenigen Tagen. Danke.

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