.ro-Mania: Tag 4 - In den Staub
Viele Linien hatten wir uns vorgenommen, stolze zwei haben wir geschafft. Nachdem wir den gesamten Vormittag damit verbummelten, Antena 3 mit Bildern aus Chişinău zu glotzen, wo unterdessen auch noch die Grenze bei Ungheni (Vama Sculeni) geschlossen wurde (wir wollten wohlgemerkt genau dort in einer Woche durchfahren...), brachten wir uns mittags dann noch nach draußen. Wir besichtigten zum Einen die auch tagsüber pompöös™ geschleckte Altstadt, wie auch den dort ansässigen Stadtturm, welcher einem nach dessen Besteigung eine herrliche Aussicht auf ganz Sibiu und seine transylvanischen Anhöhen liefert.
Allerdings lag mein Hauptgrund für den Zwischenhalt in Sibiu etwas außerhalb der Stadt, genauer bei der Überland-Tramlinie 21 ins idyllische Răşinari, auf welcher noch alte Be-4/4-Standardtrams (nebenbei mein absolutes Lieblingstram ever) der TPG aus Genf verkehren. Genauer gesagt, noch exakt einer. Die restlichen 3 Wagen stehen bereits seit längerer Zeit mit Defekt im Depot Sibiu herum, womit der morgens, mittags und abends verkehrende Zusatzkurs mit einem (leider auch noch deutlich besser besetzten) Autobus geführt wird. :-(
Bezeichnend bereits die Hinfahrt zur Tramlinie. Wir fuhren mit der Trolleybuslinie 1 (im Übrigen auch mit Fahrzeugen vom Genfersee - in diesem Fall Trolleys aus Lausanne - betrieben) bis Dumbrava. Auf dem letzten Abschnitt begleiteten uns dann halb verrostete Schmalspurschienen. Ich denke mir noch, schade um diese stillgelegte Strecke, ehe besagtes TPG-Tram darauf vorbeirumpelt. Ein weiteres Mal wird mir also demonstriert, auf welch miserablen Gleisen ein Schienenfahrzeug noch verkehren kann, ohne zu entgleisen...
Kurz darauf finden wir uns in besagtem Tramwagen wieder und ich fühlte mich so jung wie schon lange nicht mehr. Meine ersten Tramtouren überhaupt fanden in ganz ähnlichen Wagen, den Zürcher "Kurbeli"-Trams statt. Genau diese Fahrzeuge haben mich letztlich überhaupt auf mein Leib- und Lebenshobby, dem ÖPNV gebracht. Leider hatte ich die Genfer Wagen aber nicht mehr an ihrem ursprünglichen Einsatzort erleben können. Als ich 1993 mit meiner Herumfahrerei begann, waren diese am Lac Léman bereits ausgemustert, bzw. einige wenige eben mittlerweile in Sibiu unterwegs.
In Răşinari angekommen wurde unser westeuropäisch-infiltriertes România-Klischeebild erstmals annähernd erfüllt. Ein staubiger Dorfplatz, ein kleiner Tante-Emma-Laden und dieses seltsame Gefühl nun doch endlich mal an einem Ende der Welt gelandet zu sein. Und überhaupt ein krasser Kontrast zur lupenreinen Altstadt Sibius. Interessant auch die Art, wie das 1-Richtungs-Fahrzeug der TPG sowohl in Răşinari als auch Sibiu gewendet wird. An beiden Orten existiert keine Wendeschleife, sondern lediglich ein Gleisdreieck über welches der Wagen im Rückwärtsgang gewendet wird.
Zurück in Sibiu sollten dem Tramreigen eigentlich noch einige Trolleybuslinien folgen, weil's aber zeitlich grad passte und eines dort stand, entschlossen wir uns eines dieser lustigen Maxitaxis zum real-Hypermarkt zu nehmen. Dort angekommen, waren wir vor Begeisterung kaum noch zu halten. Der Kleinbus hatte uns in das Einkaufsparadies in Reinkultur gebracht: real neben Carrefour neben Kaufland!
Nachdem wir uns rund eine Stunde ausgiebigst bei real und Carrefour umgesehen hatten, war es selbst uns zuviel und wir verschoben Kaufland auf eine andere Stadt. Irgendwo würde sich schon noch einer finden lassen. Zuguterletzt sorgte dann auch eine krude Mischung aus Baustellen und der Nicht-Möglichkeit irgendwo Fahrkarten erwerben zu können dazu, dass wir vom Einkaufsparadies eine dreiviertel Stunde zu Fuß zurück in unsere Unterkunft spazierten um am späteren Abend in einer urchigen Spelunke in der Innenstadt ein (zu) ausgiebiges Abendmahl zu uns nehmen zu können^^ ...
Linie 1 Sibiu Gara - Dumbrava
Es war die einzige Trolleybuslinie, die ich dort befahren konnte. Somit fehlt mir ein wenig die Möglichkeit, Vergleiche anzustellen. Allzu spektakuläres gab es grundsätzlich aber nicht zu sehen...
3 von 5 Punkten.
Im Lausanner Trolleybus...
TL-Trolleybus inside. Ganz so, wie ich die Fahrzeuge auch an ihrem alten Ort noch kannte.
Nein, NICHT stillgelegt. ._.
Linie 26 Cimitrul Municipal - Răşinari
Eine gar liebliche Überland-Tramlinie mit schönen Ausblicken auf die transsylvanischen Berge, die zumindest mir erstmals so richtig das ländliche Rumänien vor Augen geführt hat. Sorgen macht mir aber der Zustand des Wagenparks. Es ist nur noch ein einziger Be 4/4 in Betrieb, die restlichen Wagen stehen defekt abgestellt im Depot. Der Zusatzkurs morgens, mittags und abends wird bereits mit einem (leider deutlich besser genutzten) Bus geführt. :-(
5 von 5 Punkten.
Da kam uns im TL-Trolleybus plötzlich das TPG-Tram entgegen! Romandie meets România.
Ja, auch diese Gleise sind in Betrieb und werden zweimal pro Stunde befahren.
Da ist er wieder *freu* und diesmal steigen wir auch ein.
Innenansichten...
Ja, die Türe blieb während der ganzen Fahrt über geöffnet.
Hach ja... bei dieser Innenansicht werde ich nostalgisch... *SEUFZ*
Selbst mehr als 17 Jahre danach hängt noch ein altes TPG-Liniennetz im Wagen. So richtig absurd wirken auf mich aber die Aufkleber der Brienz-Rothorn-Bahn und der ASD-Linie nach Les Diablerets.
Transsylvanische Hügellandschaft...
Angekommen in Răşinari, Endstation.
Über ein Gleisdreieck wird rückwärts zur Abfahrtsstelle gewendet.
Linie 26 steht wieder abfahrbereit nach Sibiu.
In den Staub.
Wir beschließen, uns ein wenig das Dorf anzusehen... Gleisende vor dem Ortszentrum Răşinaris.
Und umgekehrt.
Zurück am Gleisdreieck.
Ersatzbus. Böse.
Unser Be 4/4 aus Sibiu zuckelnd am Ortseingang Răşinari.
Auf der Rückfahrt...
Unser Genfer Freund zurück in Sibiu. Leider vermasselt ein äußerst usseliges Licht den Fotoreigen gründlich. Zu Dokumentationszwecken seien die Bilder hier trotzdem veröffentlicht. ;-)
Noch einmal von allen Seiten...
*Hach ja* Mach's gut, du wunderbares Schweizer Standardtram. Ich hoffe, du wirst noch einige Zeit deine Runden zwischen Sibiu und Răşinari drehen...
Und noch einige sonstige Eindrücke vom heutigen Tag...
Gebannt starren wir auf die Ereignisse in Moldawien...
Die zitronengelben Stadtbusse in Sibiu erinnern mich sehr an meine geliebten Vorarlberger Landbusse. (nein, es sind keine ehemaligen Vorarlberger Fahrzeuge ;-) )
Gelobtes Einkaufsparadies. *g*
Nicht mal in Rumänien wird man von Mike Shiva verschont... Dass es sich hierbei auch noch um eine Art biologische Apotheke handelt, setzt der Absurdität die Krone auf.
Zeitschriftenkiosk. "Şona" wird auf deutsch ungefähr "Shona" ausgesprochen.......
Und zum Schluss eine der in diesen Tagen häufiger anzutreffenden Demonstrantengruppen, die für einen Anschluss Moldawiens ans Rumänien protestieren.
To be fortgesetzt...
1 Comments:
...Kuul, das Genfer-Tram in Rumania...!
Ist man in den RumpelKisten mitgefahren, hatte man sich gedacht, es wäre Zeit für neues Material.
Und sieht man die Dinger wieder auf Abbildungen, verfällt man in sentimantale Erinnerungen...
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