.ro-Mania: Tag 2 - Aradetzkymarsch
Unser erster richtiger Tag in România. Holla!
Ursprünglich sollte heute das gesamte Tramnetz der CTP in Arad befahren werden (Liniennetz), doch erlebte ich hier ein für mich neuartiges Phänomen: Schichtarbeiter-Tramverkehr mit ebensolcher Fahrplangestaltung!
Zu deutsch: Gleich drei Strecken (Platforma Vest, CET und Combinatul Chimic), die nur mit einigen wenigen Kursen am Tag angefahren werden, sinnigerweise auch noch fast alle gleichzeitig, was eine Komplettbefahrung des Netztes ungleich schwieriger macht. CET und Platforma Vest mussten also auf ein nächstes Mal (ein Begriff der in den nächsten 2 Wochen noch häufiger fallen sollte) verschoben werden. Ebenso nachzuholen gilt es die Innenstadtstrecke von Piața Română nach Podgoria, welche derzeit umfassend saniert wird und daher nur im SEV betrieben wird.
Generell herrscht in den Städten Rumäniens rege Bautätigkeit, was die Sanierung der teils äußerst maroden Tramgleise betrifft. Außer in Arad waren auch in Bukarest und Iaşi verschiedene Linien wegen Gleisarbeiten gesperrt. Dies ist auch dringend nötig, einige Strecken (in Arad etwa der Außenring über Capităn Ignat oder die Strecke nach Ghioroc) sind regelrechte Holper- und Rumpelstrecken. In Rumänien lernte ich auch auf erstaunliche Weise, wo so ein Tram überall noch durchfahren kann, ohne zu entgleisen. Jedoch wundert es mich seither auch kaum noch, wenn die Fahrgäste vielerorts dann weniger rumpelnden (!) und schnelleren Bus der Straßenbahn vorziehen. Ein Phänomen, das in unseren Breitengraden unvorstellbar geworden ist.
Bei Capităn Ignat. Inklusive Finger vor der Linse. Mist.
Sieht hier als Foto relativ harmlos aus, tatsächlich befinden sich die Gleise in einem für unsere Verhältnisse recht fragwürdigen Zustand.
Eine Kostprobe zwischen verrotteten und nigelnagelneu verlegten Schienen konnten wir bereits zwischen Podgoria und dem Bahnhof erleben, wo sowohl Gleise als auch Haltestelleninfrastruktur erst vor wenigen Wochen frisch verlegt wurden. Ein Hochgenuss! Bei Capităn Ignat hingegen rattern die T4 aus Halle mit Vollgeschwindigkeit über ein Gleis-Schlagloch, dass es den Anschein hat, als würden sie jeden Moment umkippen. Auch sonst würden wir im Laufe unserer Reise viel Schienenmaterial antreffen, wo man nicht annehmen würde, dass hier noch Tramwagen drüberfahren...
Arad bietet einen bunten Mix aus ehemaligen deutschen Tramwagen, darunter zahlreiche Düwags aus Essen, Ludwigshafen sowie einigen Exemplaren aus Innsbruck, vielen GT4 in teils schon bedenklichem Zustand :-( und diversen Tatra-T4 aus Halle.
Hier nun aber das Résumée des heutigen Tages:
Linie 3 Făt Frumos - Gara Aradul Nou
Mehr oder weniger die urbanste aller Linien. Wegen Bauarbeiten von uns nur gestückelt befahren bzw. bewandert: 3 von 5 Punkten.
Nicht Ammendorf, dafür Piața Romană.
Endstation am Bahnhof Aradul Nou.
Aradul Nou: Modern-urbaner S-Bahn-Knotenpunkt.
Vor Arad achtete ich in Deutschland NIE auf die Wöhrl-Kette, seither werde ich dort regelrecht davon verfolgt. Tramwerbung wirkt.
T4 innen.
Die 5km/h-Begrenzung gilt zum Glück nur für die Wendeschleife (Buclă). In Bukarest werde ich sehen, dass dies durchaus auch eine Durchschnittsgeschwindigkeit sein kann.
T4 vor Bahnhofsgebäude Aradul Nou.
Nochmal T4 innen. Die farbliche Aufteilung hat irgendwie Stil und rot-grau ist ja derzeit sowieso total "in". ÖBB und Schweizer SOB machen's vor.
Für das Stück in die Gegenrichtung nach Făt Frumos besteigen wir ein Tram aus Innsbrucker Gefilden. Alleine das seitliche Streckentransparent zeigt schon Stil.
Endstation Făt Frumos. Ein äußerst erklecklicher Ort für Tramfotos. Nette, idyllische Umgebung, Endstelle für viele verschiedene Linien. Hier "mein" erst kürzlich hier eingetroffenes IVB-Wägelchen Nr. 31.
Innsbruck von innen. Alles noch so, wie ich es von früher kannte. Hui. :-)
GT4 frontal.
...und seitlich.
Wöhrl reloaded.
Es gibt Essen.
Solche Schienen meine ich.
Nochmal Innsbruck. Dazu noch mit Werbung für eine Limonade, die ich erst kürzlich komplett durchprobiert hatte. Irgendwie strange...
*Atlas hol*
Haltestelle Fortuna.
Entlang der Innenstadtstrecke Piața Romană - Podgoria (wegen Gleisarbeiten derzeit gesperrt)
Nicht nur die Trams kommen hier aus Deutschland...
Idyllisch und ironisch. Irgendwie.
Haltestelle Primarie
Schienenersatzbus.
Toilettenwerbung. Hat jetzt mit Tram und Bus wenig am Hut, war aber im McDonald's, der auf der Strecke lag. *höhö*
Podgoria.
Nebenstehender Park.
Gleisarbeiten bei Podgoria.
Frisch errichtete - und bereits in Betrieb stehende - Haltestelle Podgoria Richtung Bahnhof.
Buskollege, soweit ich's mitgekriegt habe aus den Niederlanden (genauere Herkunft ist mir nicht bekannt, für Hinweise bin ich dankbar). Edit (4.6.2009) : Wie mir im Bahnhofplatz-Forum mitgeteilt wurde, kommen diese Busse aus dem Großraum Paris. Dankeschön für die Info. :-)
Innsbruck! Tram meiner Wrzln...
Mein erster GT4 in Rumänien...
...kann seinen letzten Einsatzort in Deutschland nur schwer vertuschen.
Linie 6 Piața Romană - Piața Gai
Von der Innenstadt her kommend ziehen wir auf eine einspurige Route Richtung Nordwesten der Stadt hin. Am Schluss wähnen wir uns in dörflicher Staubstraßenumgebung, die uns zum ersten Mal zeigt, dass wir doch recht weit von Zuhause weg sein müssen. 4 von 5 Punkten.
Unser T4 in der Schleife Piața Gai.
Dasselbe frontal und wg. Zeitdruck verwackelt. Hallelujah.
Und zum Vierten. Diesmal auch mit Fahrerin, welche sich in diese illustre blaue Aufstellung verzogen hatte.
Weiterhin Piața Gai.
Kein Gai, sondern Amos in bereits oben ausführlich dokumentiertem T4.
Ein verwackelter Wrzl.
Eine verstaubte Straße, die neben uns her lief.
Linie 11 Făt Frumos - Ghioroc
Das eigentliche Muss für jeden Trambesucher in Arad! Eine stimmungsvolle einstündige Überlandlinie weit hinaus ins Grüne, ins rund 20 km entfernte Ghioroc. Unbedingt zu empfehlen! 5 von 5 Punkten.
Wichtig: Tageskarten für Arad gelten nicht für die Fahrt nach Ghioroc! Es müssen entsprechende Tickets im Vorverkauf besorgt werden!
Warten an der Haltestelle Fortuna. Wieder mal ein T4.
Klimaanlage auf rumänisch.
Trams crossing. (wäre doch ein schöner Titel für ein neues Wii-Game...)
Na endlich! Das Warten hat ein Ende. Der Essener M8S Nr. 1019 (meines Wissens auch erst vor wenigen Monaten hier eingetroffen) wird uns auf unserer einstündigen Fahrt in den fernen Osten nach Ghioroc bringen!
Amos in leicht überfüllter Umgebung.
Amos' böser, geheimer Zwillingsbruder mit der Plattenskyline von Arad.
Bei Uzină Electrica.
Das ist doch alles nicht real™.
Und das ist ländlich.
See nahe Ghioroc.
CFR-Bahnhof Ghioroc.
Ein flüchtiger Schnappschuss ins Trammuseums-Depot Ghioroc.
Endstation Ghioroc. Die Trams werden hier im Übrigen nicht über eine Wendeschleife, sondern über ein Gleisdreieck gewendet. Vermutlich deshalb kommen hier hauptsächlich (jedoch auch nicht ausschließlich!) Zwei-Richtungs-Wagen zum Einsatz.
22 km von Arad sind wir entfernt. Ganz ordentlich.
Gleisdreieck.
Amos unter gutem Stern.
Wieder abfahrtsbereit.
M8S von innen. Die etwas schräge Bildlage ist der Gleisqualität während der Fahrt geschuldet.
Nochmal am Trammuseum vorbei.
Und nochmal.
Blick zurück nach Ghioroc.
Sheep in the big Ghioroc.
Patriotismus auch bei den Wartesitzen. Sieht geil aus.^^
Haltestelle Mândruloc.
Blick nach vorne. Wagenführer und sein junger Begleiter warten derweil draußen auf einen Gegenzug. Man achte übrigens auch auf den schummrigen Kiss-FM-Kleber über den Steuerungsschaltern.^^
Linie 9 Făt Frumos - Combinatul Chimic
Ja... Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich jetzt anfangen soll.
Vielleicht so: Die wohl absolut, unumstößlichst behämmertste und sinnloseste Tramlinie, die mir jemals begegnet ist. Auf weiten Teilen der Linie 11 folgend ist hier eigentlich nur der kurze zweiminütige Stummelteil DN7 - Combinatul Chimic von Bedeutung. Der hat's aber in seiner Sinnentleertheit so richtig in sich!
Eine vollkommen marode Stumpfstrecke zu einem vor zig Jahren auf die grüne Wiese gestellten, unterdessen geschlossenem (!), menschenleeren (!!), hässlichen und völlig heruntergekommenen Chemiekombinat aus Ceaucescu-Zeiten mit dem Charme von Tschernobyl nach dem GAU! Obwohl sich hier wirklich kein Schwein mehr hin verirrt, fahren jeden Tag fleißig zwei (!!!) Tramkurse in dieses Nirvana am Ende der Welt und zurück.
WAS BITTE SOLL DAS??? Ich bin nun wirklich einer, der sich für das Überleben jeder Schienenstrecke einsetzt, aber DORT noch irgendwas hinausfahren zu lassen... Hallo???
Immerhin: Alleine wegen der enormen Schwachsinnigkeit dieser Strecke gibt's von mir die vollen 5 von 5 Punkten! Wenn's für nachfolgende Tramtouris in Arad irgendwie einzurichten ist (1 Kurs frühmorgens, 1 nachmittags), MITFAHREN!!
Haltestelle und Abzweigungspunkt DN7. Ja, hier ist eine Haltestelle. Und nein, wir wussten nicht genau, wo man hier einsteigen müsse, weswegen wir uns zu Fuß zur Endstation machten und die Linie erst auf dem Rückweg befuhren.
Zwischenzeitlich fuhr "unser" Tram uns vorbei. Übles Gegenlicht, aber trotzdem dokumentationswürdig.
On the road zum Kombinat.
Nie hatte der Begriff "Endstation" eine passendere Wirkung: Combinatul Chimic.
Blick nach Süden...
Blick nach Norden, zum Combinatul™.
Nochmal die Endstation...
Amos @ Combinatul™.
Blick auf die CET-Skyline.
Zum Abschluss als Beweis an uns selbst... Ja, er fuhr wirklich dort hin.^^
"Billa-Schleife" Renasterii - Billa - Podgoria
Eine teilweise wohl recht neue Strecke durch die Wohnviertel im Osten Arads. Nett, aber nicht weltbewegend. 2 von 5 Punkten.
GT4 an der Haltestelle Renasterii.
Das gleiche seitlich und fiesem Gegenlicht.
Und weg isser...
Dafür kommt ein GT4 in Gegenrichtung ums Eck.
Einheitliches Haltestellendesign scheint es hier noch nicht zu geben.
^^
GT4 von innen. Ich habe die Sitze weniger grau in Erinnerung...
Manche Fahrgäste dürften sich doch ziemlich gewundert haben, was wir hier alles fotografieren...
Nicht befahren wurden, wie erwähnt, die Schichtverkehrslinien nach Platforma Vest (2 Kurse täglich) und nach Sere - CET (stundenweiser Verkehr zu Schichtwechselzeiten).
Und noch ein paar weitere Eindrücke...
Ausblick auf morgen...
Sowas an meiner Hausfassade würde sich auch gut machen.
To be continued...
3 Comments:
Toller Bericht! Bin gespannt auf die Fortsetzungen!
Interessanter Bericht, vielen Dank!
Fantastischer Reisebericht aus Arad, viele tolle Fotos - vielen Dank!
Mein Favorit ist übrigens die Leichen-Tram, der schwarze Wagen mit Werbung für ein Bestattungsunternehmen. Dem möcht' ich nicht in einer nebligen Novembernacht auf einer der fast eingestellten Strecken mitten im Nichts begegnen... :]
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