Wrzl-Blog

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28.8.12

Postbus und sein Tiefpunkt mit der Franz-Josefs-Höhe

Für den Monat September sind im Hause Wrzl endlich mal wieder Bustouren in Österreich - konkret in Tirol - geplant. Beim Planen eines Abstechers nach Süd- und Osttirol via Staller Sattel kommt mir die nette Idee, dort überzunachten™ und endlich auch mal die altehrwürdigen Postbuslinien über die Glockner-Hochalpenstraße bezufahren™. Die Verbindungen von Lienz zur Franz-Josefs-Höhe sind denn auch schnell gefunden. Stutzig werde ich, als ich weder bei SCOTTY (dem ÖBB-HAFAS), noch beim Salzburger Verkehrsverbund Verbindungen von dort hinunter nach Zell am See. Nicht mal eine Suche nach den Fahrplanseiten zur im Salzburger Zonenplan eingezeichneten Linie 651 bringt Erfolg. Einige Recherchen später fällt mir dann die Kinnlade hinunter. Die traditionsreiche rund 70jährige Postbuslinie von Zell am See zur Franz-Josefs-Höhe wurde heuer im Juni sang- und klanglos eingestellt. Zu teuer, zu unrentabel, zu unsubventioniert vom Bundesland Salzburg, welches für diese rein touristische Verbindung - ähnlich wie in der Schweiz - keine Finanzzustupfe gewährt, da diese weder dem Schüler- noch dem Pendlerverkehr dient. (siehe auch einen Artikel der Wiener Zeitung vom 2. August 2012)



Zur geografischen Einordnung die Route von Lienz via Franz-Josefs-Höhe nach Zell am See. Oder umgekehrt. Powered by Google Maps und Paint.

Lustig, dass ausgerechnet auf anderen Seite in Kärnten (welches sich ansonsten zusammen mit Niederösterreich den Platz für das katastrophalste ÖPNV-Angebot in ganz Österreich teilen darf) das Angebot an touristischen Verkehren und Wanderbussen, nicht nur in der Großglockner-Region, in letzter Zeit spürbar ausgebaut wurde. Beschämend die ganze Geschichte hingegen für das Land Salzburg, welches bislang doch als Vorzeigebundesland für attraktiven und fortschrittlichen ÖPNV gegolten hat. Man denke an das bemerkenswerte Trolleybusnetz in der Stadt Salzburg, das binationale S-Bahn-Netz bis ins bayerische Berchtesgaden oder an die Erfolgsgeschichte der von den ÖBB jahrzehntelang heruntergewirtschafteten und nun vom Land Salzburg (hoppala!?) übernommenen Pinzgauer Lokalbahn, welche sich massiven Fahrgastzuwächsen erfreut. Stichwort Pinzgauer Lokalbahn: An deren westlichem Ende schließt die ebenfalls nur im Sommer betriebene Postbuslinie über den Gerlospass nach Mayrhofen im Zillertal an. Muss ich jetzt fürchten, dass dieser Pass bald ebenfalls nur noch von der Tiroler Seite her erreichbar ist?

Noch ein Stichwort: Tirol! Hier wurde just erst letzten Juni eine brandneue Postbuslinie über das Hahntennjoch eingerichtet, welche nun in den Sommermonaten Imst mit Elmen im Lechtal verbindet. Höchst touristisch, aber mit ganz gewöhnlichen Tiroler Verbundfahrscheinen nutzbar. Und laut dem Buslenker sogar mit jeder Menge Fahrgäste.

Erst heuer (2012) im Juni eingeführt: Touristische Postbuslinie von Elmen im Lechtal (hier im Hintergrund) nach Imst.

Und wie geht's nun am Großglockner weiter? Derzeit fährt ersatzweise zumindest an den touristischen Hochfrequenztagen Dienstag und Freitag (bitte die ausgeblendeten Ironietags dazudenken) von der Salzburger Seite ein privates Reisebusunternehmen den Pass hoch. Zu deutlich höheren Preisen und mit klar reduziertem Fahrplan. Ich selber habe meine Osttiroltouren erst mal beiseite gelegt und werde am selben Tag via Felbertauern-Bus wieder nach Nordtirol zurückkehren und meine Übernachtungs-Euro dort ausgeben. Vielleicht klappt's ja nächstes Jahr. Meinetwegen auch mit einem "Alpine Ticket"-Zuschlag, wie ihn etwa zahlreiche touristische Schweizer PostAuto-Linien kennen und damit die Betriebskosten decken. Ein "Glockner Route Express" (wie das Angebot wohl beim Schweizer PostAuto heißen würde) hätte jedenfalls was Verlockendes. Könnte auch prima mit Bus-/Bahn-Rundfahrt-Angeboten Zell - Franz-Josefs-Höhe - Mallnitz - Bischofshofen - Zell oder Lienz - Franz-Josefs-Höhe - Zell - Bischofshofen - (Tauernbahn) - Villach - Lienz kombiniert werden. Potenzial wäre auf jeden Fall da. Wenn es jetzt nur noch genutzt würde...!

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